Ich wärme diesen alten Thread mal auf, da Themen wie dieses doch immer aktuell bleiben! Allem bisher geschriebenen möchte ich mich anschließen - die anderen haben wirklich viel Richtiges und Wichtiges und mit viel Sachverstand geschrieben. Ich möchte noch ein paar Sachen hinzufügen, die z.T. noch nicht genannt wurden und für mich besonders relevant sind.
Meine beiden Monster habe ich von zwei unterschiedlichen Züchtern, und obwohl ich keine wirklich schlechten oder unseriösen Erfahrungen gemacht habe würde ich wahrscheinlich nicht mehr dort kaufen. Beim nächsten Mal (ja, irgendwann kommen Dritt- und Viertkatze!
) möchte ich mir viel mehr Zeit lassen und meinen wirklich perfekten Traumzüchter aussuchen.
:liebkatz:
Der Züchter kennt und liebt seine Katzen. Und zwar alle, auch die Kitten, mit Namen und Charakter und allem was dazugehört. Und wenn ich ihn nach dem Vater meines Wunschkittens frage, erwarte ich, dass er mir nicht nur erzählt, dass der unglaublich typvoll und der International Champion of Wasweißichwas ist, sondern auch, dass er am Liebsten am Schreibtisch der Züchtertochter schläft, Angst vor dem Staubsauger hat und besonders gerne Matchboxautos durch die Gegend schießt ... oder so ähnlich, denn auch Zuchttiere sind geliebte Katzen - und wenn ich nicht diesen Eindruck bekomme, dann werde ich bei diesem Züchter sicher nicht kaufen.
Der Züchter erschlägt mich nicht mit Fach-Chinesisch. Okay, für mich ist das jetzt nimmer so relevant weil ich mich schon gut eingelesen habe, aber für viele "ahnungslose Neulinge" schon. Ich erwarte, dass der Züchter sich Zeit nimmt gewisse Punkte zu erklären - auch ohne dass man erst nachfragen muss und ohne mit einer oberflächlichen Antwort und "das ist alles sehr kompliziert" abgespeist zu werden. Bei Datzes Züchterin hatte ich einen fetten Ordner mit Stammbäumen und tierärztlichen Befunden auf dem Schoß, den sie mit mir durchgeblättert hat, und ich war komplett überwältigt von HCM und PKD und TICA und tausend anderen Ausdrücken die ich noch nie gehört hatte dass ich ihr gar nicht so richtig folgen konnte...
Der Züchter nimmt am örtlichen Vereinsleben teil. Dass der Züchter unbedingt bei einem Zuchtverein sein muss ist eh klar... allerdings würde ich es hinterfragen wenn der Züchter nicht bei einem örtlichen Verein registriert ist sondern nur bei einem der sehr weit weg gelegen ist z.B. in Deutschland oder in den USA. Mitunter gibt es eine perfekt logische Erklärung dafür (z.B. dass der Züchter erst vor kurzem übersiedelt ist), gibt es keine dann wirkt es für mich irgendwie verdächtig.
Der Züchter spricht gut über andere Züchter. Ich weiß schon, dass es viel Konkurrenz, Eifersucht, Missgunst, Gerüchte und Intrigen in der "Züchterszene" gibt. Es ist schon gut wenn ein Züchter das auch vor "Outsidern" ehrlich anspricht, ich finde kritische Einblicke sehr interessant. Doch wenn alle anderen blöd und inkompetent sind und man selbst der einzig gute und seriöse - dann ist das für mich nicht unbedingt vertrauenserweckend. Genauso finde ich, dass ein seriöser Züchter niemals abfällig über Katzen anderer Rassen oder gar Hauskatzen sprechen sollte.
Der Züchter ist ehrlich und selbstkritisch. Das Leben als Züchter ist nicht immer ein Leben im flauschige-Schmusekätzchen-Lala-Land wo alle gesund und glücklich sind. Ich erwarte von einem ehrlichen Züchter, dass er mir von Misserfolgen und Rückschlägen erzählt, vor allem wenn die direkt oder indirekt auch das Kitten betreffen, für das ich mich interessiere - soll heißen: ich möchte es wissen, wenn ein Vorfahre oder Halb/Geschwister "meines" Kittens schwer krank war oder gestorben ist. Wenn bei einem Züchter immer alles super ist, dann bedeutet das für mich, dass er entweder ein noch wenig erfahrener Neo-Züchter ist, oder dass er ein Geheimnis hat das er vertuschen möchte.
Der Züchter hat Kastraten und/oder Liebhabertiere bei sich. Ich weiß schon, dass viele Kastraten das Rudelleben nicht mehr vertragen, und dass ein Züchter in erster Linie Züchter ist und deshalb kein "Animal Hoarding" betreiben kann. Trotzdem finde ich, dass es einen guten Eindruck macht, wenn auch die eine oder andere ehemalige Zuchtkatze ihren Ruhestand beim Züchter verbringen darf oder auch eine "normale" Hauskatze als geliebtes Haustier unter den Rassekatzen lebt. Wenn ausnahmslos alle nicht (mehr) zur Zucht geeigneten Tiere weggegeben wurden, dann sind für mich "Tierliebe" und "Familienanschluss" nur leere Worthülsen, dann ist die Zucht in meinen Augen eine "Kittenfabrik" - auch wenn sie bei einem Verein registriert ist und sonst scheinbar auch alles passt.
Der Züchter berät mich, aber er will mir nix verkaufen. Ich finde es wichtig, über alle Aspekte der Katzenhaltung beraten zu werden und vom Erfahrungsschatz des Züchters profitieren zu können - aber zwischen Ratschlägen und Werbung ist ein himmelweiter Unterschied. Ich weiß schon, dass viele Züchter sich mit dem Verkauf von Futter, Pflegeprodukten und Zubehör was dazu verdienen oder sogar von dem einen oder anderen Hersteller oder Konzern gesponsort werden - das ist schön für sie, trotzdem finde ich ist die Aufgabe eines Züchters, die zukünftigen Kittenbesitzer umfassend zu informieren und ihnen dann selbst die Entscheidung zu überlassen, nicht ihnen um jeden Preis was aufzuschwatzen. "Wollen Sie noch eine Apfeltasche dazu?" ist mehr als nervig und unnötig, es bringt einfach nix... Der Ehemann von Flauschs Züchterin war genau so ein penetrant schleimiger Verchecker-Typ, was dazu geführt hat dass wir die von ihm empfohlene Futtermarke (natürlich die einzig gute Marke auf der ganzen weiten Welt die man rein zufällig nur exklusiv bei ihm kaufen kann...) bestimmt nie verwenden werden und ganz sicher nichts von ihm kaufen. Hihi, selber schuld.
Der Züchter interessiert sich für mich, aber nicht übermäßig. Wie schon viele vor mir gesagt haben, es ist wichtig dass sich der Züchter auch für den potentiellen Käufer und dessen Lebensumstände interessiert. Ich finde aber trotzdem, dass es eine Grenze zwischen Interesse, Neugier und Kreuzverhör gibt und manches den Züchter einfach nix angeht. Ich beantworte gern jede Frage in Bezug auf Beruf und Alltag, Größe und Einrichtung unserer Wohnung, unsere bisherigen Erfahrungen mit Katzen - aber zu detaillierte Fragen (wie lange wir schon zusammen sind, ob und wann und wieviele Kinder wir haben möchten, wie oft und wie lange wir auf Urlaub fahren) zu stellen und Sachen wie Pläne und Fotos von jedem Raum in der Wohnung und Kopien von Gehaltszetteln zu verlangen, und das sogar noch bevor es zu einem persönlichen Kontakt gekommen ist, ist für mich einfach "too much". Außerdem nützt so eine fast schon detektivische Herangehensweise dem Katzenwohl meiner Meinung nach auch nichts - auch seit 15 Jahren verheiratete Paare können sich trennen, auch Großverdiener mit sicherem Job können plötzlich arbeitslos werden, und wenn ich böse Absichten hätte würde ich sowieso Fotos von der wunderschönen Villa mit Garten die meinem Onkel gehört herzeigen und nicht Fotos von meiner winzigen Zimmer-Kuchl-Kabinett-Wohnung... (zugegeben, das ist mir mit einem Tierschutzverein passiert, ist aber bei einem Züchter genauso ein No-Go!)
Der Züchter hat eine informative und aktuelle Webseite. Das ist jetzt so mein
last but not least Punkt. Natürlich, "Papier" ist geduldig und der grindigste Schwarzzüchter kann die tollste Webseite haben... trotzdem ist für mich als moderner Mensch im 21. Jahrhundert die Webseite genauso eine Visitenkarte nach der ich den Züchter beurteile, wie beispielsweise die Sauberkeit seines Hauses oder das Aussehen seiner Katzen. Wenn man eine Webseite hat, dann sollte die auch was taugen, oder man lässt es ganz. Über die in Katzenkreisen üblichen brechreizerregenden Designverbrechen werde ich jetzt mal großzügig hinwegsehen, doch ein Züchter dessen Webseite zuletzt 2009 aktualisiert wurde, die nur aus irgendwo zusammenraubkopierten Texten und Gedichten und lustigen Bildchen besteht, keine oder nur sehr wenige Fotos der Katzen hat, unvollständig und lückenhaft ist und vor allem auf den Seiten der Zuchtkatzen nicht alle nötigen Infos (Fotos, voller Name, Stammbaum, wichtigste Gesundheitsdaten) bereitstellt, der ist für mich schon uninteressant. Außerdem lohnt es sich den Züchter online über einen längeren Zeitraum zu beobachten - für mich hat sich so ein Züchter mit supertoller Webseite disqualifiziert, weil mir aufgefallen ist, dass der ganz oft neue Katzen hat und andere einfach kommentarlos verschwinden usw.
Sodala ... jetzt hab ich einen ganzen Roman geschrieben. Ich hoffe das hilft dem einen oder anderen Rassekatzeninteressenten weiter!
:buch: & :liebkatz:
LG, Schrödinger