Wieder dieses leidige Thema ungesicherter Freigang ... hier wirst du sicher keine befriedigende Antwort auf deine Frage finden und schlussendlich musst du allein es entscheiden und das für und wider abwägen. Die Gefahren für Freigängerkatzen sind (unumstritten) sehr hoch, das kann man nicht wegdiskutieren oder schönreden.
Ich persönlich (ist jetzt aber nur meine Meinung) würde es nicht machen. Ich lebe auf dem Land, auch im 1. Stock und vor der Haustüre geht ne Straße vorbei, dort fahren sehr sehr viele Autos und viele geben extra Gas und lassen dann die Reifen quietschen weils so lustig ist (unser Schlafzimmer liegt genau auf der Straßenseite, ich hör fast jeden Tag so Irre). Ich denk mir da immer: "Gott sei Dank rennt keine meiner Katzen draußen herum". Ich würds mir nicht verzeihen können wenn durch mein Verschulden eine meiner Katzen ihr Leben verliert. Katzen können die Gefahren oft nicht einschätzen, auch Katzen die jahrelang Freigang haben werden von Autos überfahren (kenne da einige Fälle, wo man eigentlich glauben sollte wenn ne Katze es von klein auf gewöhnt ist dann müsste sie ja wissen das Autos gefährlich sind). Aber wie sollte sie das wissen, außer sie ist schon mal angefahren worden? Versuch mal einem kleinen Kind zu erklären, es darf nich auf die heiße Herdplatte greifen, weil da verbrennt es sich und das tut höllisch weh. Kinder machen es trotzdem, weil sie wissen nicht was "verbrennen" heißt. Sie müssen diese Erfahrung (aus Neugier) einfach machen. Meiner Katze kann ich nicht erklären, dass sie wenn ein Auto kommt nicht die Straße überqueren darf, weil dann wird sie überrollt. Ich hab schon oft Katzen vor meinem Auto über die Straße flitzen sehen, die meisten sind schnell genug, bei vielen anderen musste ich das Auto verreißen oder abbremsen, sonst hätt ich sie überfahren. Daher glaub ich nicht, dass ne Katze die Gefahr abschätzen kann. Und nicht jeder ist so tierlieb und bremst wegen ner Katze, das machen sicher die wenigsten.
Autos sind für mich die größte Gefahr und diese Gefahr wird immer da sein, auch wenn die Katze jahrelang Freigang hatte, heißt das nicht dass sie weiß welche Gefahr von Autos ausgeht.
Alle anderen Gefahren (Hunde, Gift, wo eingesperrt werden, jemand der sie mitnimmt, Kinder oder Verrückte die die Katze quälen, Jäger, Fallen, ...) hab ich hier noch gar nicht erwähnt.
Sicher, man kann damit argumentieren, dass ne eingesperrte Wohnungskatze arm ist und dass Katzen raus in die Natur wollen, weil alles andere unnatürlich und nicht artgerecht ist. Aber wo bitte in der Natur der Katze kommen Autos vor? Das ist auch ne unnatürliche Umgebung. Meine Katzen sind (derzeit noch) reine Wohnungskatzen. Irgendwann will ich ein schönes großes Freigehege bauen, ungesicherter Freigang wird für mich nie in Frage kommen, auch wenn ich noch so ländlich wohnen würde.
Die Katze meiner Freundin wurde 6 Jahre alt und war ihr ganzes Leben lang Freigängerin. Sie wurde vor 1 Monat totgefahren, in ner Wohnsiedlung, wo 50er Beschränkung ist. Das passierte direkt vor dem Haus meiner Freundin. Der, der sie überfahren hat, hat nicht mal gebremst, geschweige denn angehalten um zumindest den Eltern meiner Freundin Bescheid zu geben. Die Mutter meiner Freundin war fassungslos und ist todtraurid, dass ein Mensch so grausam sein kann. Wenigstens hatte die Katze nen schnellen und halbwegs schmerzfreien Tod. Das Auto fuhr direkt über ihren Schädel und hat diesen plattgewälzt.
Was ich schon an überfahrenen Katzen gesehen habe (herausgequollene Augen, heraushängende GEdärme, ...) das willst du glaub ich nicht erleben. Ich bin jemand, der wegen einer auf der Straße liegenden Katze stehen bleibt um nachzuschaun, ob sie auch wirklich tot ist. Das machen aber leider die wenigsten und leider komm ich meist auch zu spät. Einmal hat ne Katze noch gelebt. Sie saß zitternd und unter Schock neben der Bundesstraße im strömenden Regen. Sie hat aus dem Mund geblutet und konnte ihre Hinterbeine nicht mehr bewegen. Kein Mensch ist stehengeblieben und es sind sehr viele Autos vorbeigefahren. Jedem wars egal. Ich hab die Katze dann mitgenommen und zum TA gefahren. Sie ist durchgekommen und auch den Besitzer konnte ich ausfindig machen. Ich werd nie die Angst in ihren Augen vergessen und wie sie vor Schmerzen aufschrie als ich sie hochgehoben hatte. Ich hab sie in meine Jacke eingewickelt und in mein Auto gelegt. Dann wurde die Katze ganz ruhig, so als wenn sie wüsste dass man sich jetzt um sie kümmert.
Leider konnte ich bisher nur diese eine retten, aber ich hab schon zu viele tote Katzen gesehen. Leider ist es oft auch so, dass Katzen wenn sie angefahren werden und noch leben, sich dann irgendwo (Straßengraben, GEbüsch) verkriechen und dort elendig zu Grunde gehen. Einige schaffen es sogar noch bis nach Hause, aber leider nur die wenigsten.
Sicher, es gibt auch Freigängerkatzen die 15 Jahre alt werden und nie einen Autounfall oder ähnliches haben. Aber wenns ne Statistik geben würd, dann wäre die eindeutig. Leider gibt es sowas nicht, weil viele (Bauernhof)katzen werden eh nicht vermisst, das interessiert niemanden wenn da wieder mal eine totgefahren wurde. Der Kadaver wird weggeräumt und gut ists. Keinen interessiert das. Ich könnte mal ne Statistik machen und aufschreiben wie viele tote Katzen ich pro Woche auf der Straße liegen sehe. Und ich wohne auf dem Land, wo viele Bauernhöfe sind und diese Katzen sind Freigang von klein auf gewöhnt!
Also überlegs dir gut, ich will dir das sicher nicht ausreden, weil entscheiden musst du es im Endeffekt selber! Aber vergiss nicht: du hast die Verantwortung für deine Katze und kannst dann nicht die Schuld nem blöden Autofahrer zuschieben oder nem gestörten Jäger, der mal wieder schießwütig war.
Lg