Also wenn ich mich an meine erste Zeit hier zurückerinnere und mir dann vorstelle, ich würde heute hier als Neuling auflaufen, dann wüsste ich nicht, ob ich auf Dauer hier geblieben wäre.
Wenn mich damals jemand sofort "Tierquäler" genannt hätte, nur weil ich zu der Zeit nur eine Katze hatte (einen 15 Jahre alten Kater, der letzte einer Gruppe von ehemals 6 Katzen, dessen letzte Gefährtin ein halbes Jahr zuvor gestorben war), dann wäre ich sicher innerlich zusammengezuckt.
Wenn mich jemand "Mörder" genannt hätte, weil ich meinem Kater ungesicherten Freigang gewährte, weil er es so gewohnt war und ich es halt nicht besser wusste, es überall um uns herum so gemacht wurde, dann hätte ich wahrscheinlich mit den Tränen gekämpft.
Wenn jemand mir mangelnde Sorgfalt vorgeworfen hätten, weil ich meine Katzen all die Jahre mit Kitekat gefüttert habe und gelegentlich als "besonderes Lekkerli" mal das deutlich teurere Sheba oder Whiskas, dann wäre ich entrüstet gewesen, denn ich hätte ja auch das noch billigere NoName-Produkt nehmen können, statt des "Markenprodukts" Kitekat.
Heute lass ich keine Katze mehr raus, geh regelmäßig mit allen zum Arzt, ich füttere zumindest das qualitativ hochwertigere Shah, wenn es geht auch hochwertigeres Futter, sie mögens nur leider nicht, und ein Premium-Trockenfutter, ich habe wieder vier Katzen, den Anfang machte damals Akim, den ich als Baby zu meinem alten Blacky dazuvergesellschaftet habe.
Warum ist das so? Weil ich durch das Forum und das Internet im allgemeinen - ich musste damals viel googeln, um richtig auf meinen scher nierenkranken Kater eingehen zu können - gelernt habe, weil ich freundlich aufgenommen und mir bereitwillig erklärt wurde, weil ich mit anderen "Unwissenden" mir täglich mehr Wissen angelesen und es mit den anderen geteilt habe.
Ich finde diese Chance sollte doch jeder haben. Wäre Blacky damals unverträglich mit anderen Katzen gewesen, dann wäre er eine Einzelkatze geblieben, aber er hat mir selbst gezeigt, dass er gern einen Kumpel hätte. Durch seine Krankheit hab ich mich überhaupt erst mit seiner Ernährung auseinander gesetzt und gelernt, dass Whiskas eben kein gutes Futter ist, wäre er nicht krank gewesen, wär ich nie über das Forum gestolpert und hätte nichts dazu gelernt.
Es gibt immer Ursache und Wirkung und hinter jedem Menschen steht auch eine Geschichte. Vorschnelles urteilen und pauschalieren ist nicht meine Sache. Ich selbst möchte als Individuum mit eigener Meinung wahrgenommen und respektiert werden, dasselbe billige ich anderen Menschen zu. Und wenn ich trotz gut gemeinter Ratschläge diese nicht befolge, dann habe ich meine Gründe. Aber ich werde mir Ratschläge immer anhören.
Darum denke ich, wenn ich als mündiger Bürger hier her komme und mich erst mal schlau machen will, dann sollte doch auch eine gewisse Rücksicht darauf genommen werden. Solange ich selbst offen und freundlich bin und mir zumindest anhöre, was ander mir - in ruhigem, vernünftigen Ton - sagen, dann ist es doch mein gutes Recht, mir meine Meinung dazu zu bilden.
Werde ich aber sofort, quasi ohne Vorwarnung, angegriffen, werden mir Begriffe wie Tierquäler oder Mörder an den Kopf geworfen, werde ich angeranzt, dass man das ja schon x-mal durchgekaut hätte, es aber "gerne" für die besonders Blöden, Begriffstutzigen und Lesefaulen nochmals erkläre, dann bin ich pikiert und irritiert und frage mich, wo ich hier eigentlich hingeraten bin und dann schnauze ich u. U. auch zurück. Insofern verstehe ich es sehr gut, wenn immer wieder ein Thread wie dieser aufgemacht wird. Bemerkenswert nur, dass es gerade in dieser Zeit ist, die, wie andere schon bemerkten, eher zu den ruhigen zählt.
Ich finde, der Ton macht die Musik, auf beiden Seiten. Wenn man ruhig und besonnen erklärt und berät und sich auch die Argumente des Gegenübers zumindest anhört und sich seine Meinung dazu bildet, dann ist die Chance m. E. viel größer, dass derjenige sich meine Argumentation auch ruhig anhört und sich vielleicht sogar überzeugen lässt, umzudenken und Dinge zu ändern.
Anders herum genauso. Komme ich irgendwo als Neuling nassforsch hereingestürmt, werfe ohne Vorstellung meiner selbst meine Frage in den Raum und beschwere mich eine halbe Stunde später, dass nicht schon 10 Leute einen Roman als Antwort geschrieben haben, sondern vielleicht erst mal darauf verwiesen wurde, die Suche zu verwenden oder die Situation genauer zu beschreiben, dann brauche ich mich auch nicht zu wundern, wenn mir von der anderen Seite ein rauerer Wind entgegenweht, wenn die Bereitschaft zu helfen sich in Grenzen hält, zumal wenn es sich womöglich um eines der Kardinalthemen bei der Katzenhaltung im Allgemeinen und Schlechthin handelt.
Ein wenig Toleranz und Geduld würde manchmal glaube ich allen gut tun und wahre Wunder wirken.
Es muss ja nicht das Weichspüler-Eideidei sein, dafür ist unser Forum mittlerweile auch zu groß geworden, man kann sich auch ruhig mal aneinander reiben und kontrovers diskutieren, das bringt das Leben und die Themen so mit sich. Deshalb muss man sich ja auch nichts böses wollen und oft genug geht jeder wieder mit seiner eigenen Meinung nach Hause, hat aber vielleicht wieder ein paar neue Aspekte mitgenommen. Wir sollten uns nur die Mühe machen, uns einmal für ein paar Sekunden in das Gegenüber hineinzuversetzen, um auch dessen Beweggründe zu verstehen und wir sollten uns immer fragen, bei allem, was wir jemandem schreiben, ob wir selber es wohl gut finden würde, wenn wir so angeschrieben werden würden.
Ich für meinen Teil hätte sicher doppelt so viele Beiträge im Forum, wenn ich sie nicht vor dem Abschicken nochmals gründlich gelesen, überdacht und letztlich gelöscht hätte.
(Dafür sind die übriggebliebenen Beiträge meistens sehr lang, aber das ist wieder ein anderes Thema :bag: :lach
