Liebe Kerstin,
aus meiner eigenen schmerzlichen Erfahrung kann ich nur sagen, wenn es wirklich einen Weg gegeben hätte, das Unvermeidliche hinauszuzögern, dann ziemlich sicher nur mit hohem medizinischen Aufwand, d.h. tägliche Infusionen, Zwangsernährung, viele Medikamente, regelmäßige Blutwertkontrollen, etc. Wir haben wochenlang um und mit Lili gekämpft. Sie hat alles, was wir versucht haben, ihr einzugeben, einfach nur mehr aus dem Mund rinnen lassen. Sie war von den täglichen Infusionen total zerstochen und hatte schon panische Angst vor der Tierärztin (die zu uns nach Hause kam) und letztendlich auch vor uns, weil wir sie dabei festhalten mussten. Das war alles ein so großer Stress für sie, der sicher nicht dazu beigetragen hat, dass sie sich wohler fühlte. Wir haben dann schweren Herzens entschieden, nur mehr die Medikamente zu geben, die problemlos möglich waren. Wenn es eine Aussicht auf Heilung gegeben hätte, hätten wir die Behandlung durchgezogen. Die gab es aber nicht. Wir hätten nur ihr Sterben verlängert, und das wollten wir nicht. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Lili in der Verfassung, in der sie war, das gewollt hätte. Mich haben in den Wochen danach auch immer wieder Zweifel geplagt, ob die Entscheidung richtig war. Und dann hatte ich vor Augen, wie krank sie war und ich war mir wieder sicher. Es war eine furchtbar schwierige Entscheidung, aber die richtige. Auch, wenn es mich immer noch sehr traurig macht.
Alles Gute,
Brigitte