Tja, eigentlich sind ja mehr die Österreicher angesprochen, aber ich antworte trotzdem mal:
Die DDR und die Ossis waren mir eigentlich eher suspekt. Dass es in unserer heutigen Zeit Menschen geben konnte, die sich selbst so von der Außenwelt abkanzelten und ihre Bürger quasi als "Gefangene" hielten, konnte ich, die ich recht liberal erzogen bin, mir einfach nicht vorstellen.
Als dann so nach und nach die Grenze immer durchlässiger wurde, Ungarn, Prag, da machte sich auch bei mir eine gewisse Anspannung breit, auch wenn ich selbst weder Verwandte im Osten hatte, noch sonst irgendwie persönlich betroffen war. Auch war ich politisch nicht sonderlich interessiert und engagiert.
Die Welle der Euphorie hat mich einfach nur mitgerissen. Es war für mich wie ein schöner Film, ich konnte kaum glauben, dass das jetzt tatsächlich passierte.
Noch Tage vor dem Mauerfall habe ich mit meinem damaligen Mann drüber gesprochen, dass es jetzt womöglich doch schnell gehen kann mit der Öffnung der Grenzen, wir rechneten so mit Jahresfrist.
An jenem berühmten Novemberabend war ich alleine zuhaus, mein Mann war auf Montage, und schaute fern. Immer wieder kamen Berichterstattungen im Fernsehen über die DDR, Szenen an der Mauer mit bewaffneten Soldaten.
Und dann irgendwann die Meldung von Scharbowski, die Mauer sei offen, man könne offiziell ausreisen. Viele Menschen strömten zu den Grenzübergängen, die Grenzer wussten gar nicht recht, was sie tun sollten. Bis dann endlich der Befehl kam, die Schranken zu öffnen und den Strom der Menschen durchzulassen. Ich hab geheult wie ein kleines Kind, hab meinen Mann im Hotel angerufen, er konnte auch kaum sprechen. Noch heute kann ich diese Szenen im Fernsehen nicht sehen, ohne Kloß im Hals und Tränen in den Augen.
Später dann, als man hörte, dass die Ossis das KDW (großes Berliner Kaufhaus) gestürmt und alle Bananen aufgekauft hatten, schwappte die Stimmung etwas ins Lächerliche, man konnte sich einfach nicht vorstellen, wie das für diese Menschen gewesen sein muss.
Das Begrüßungsgeld habe ich mit gemischten Gefühlen gesehen, auch dass wir dann plötzlich Solidaritätsabgabe mit den Steuern vom Gehalt abgezogen bekamen.
Innerhalb kurzer Zeit haben sich damals die Straßen mit Trabis und Wartburgs gefüllt, der Klang und der Geruch waren unverkennbar. Viele Stellen wurden mit Ostdeutschen besetzt, so dass es um uns herum überall sächselte (natürlich gibts auch noch andere DIalekte, aber für uns klang Ossi-Deutsch alles gleich
).
Manchmal war uns diese Invasion und das Aufhebens um die Ossis auch zu viel. Aber trotzdem bin ich heute noch froh, dass alles so gekommen ist!