Also bei mir ist es so, dass ich erst seit relativ kurzer Zeit Katzenhalterin bin. Jeder, der zu mir kommt, meint auch bis jetzt: "Wow! Der geht´s aber gut!" - Die Katze wohnt mit mir in einem Haus, darf überall hin und auch in verkehrsberuhigter Gegend raus - will aber normal nur so etwa 10 Minuten raus, rumschnuppern, Gras fressen und kommt dann wieder zurück. Sie bekommt Portionsbeutel zu fressen, damit ich immer bei Zimmertemperatur füttern kann und für die Nacht nach ein bisschen Trockenfutter. Aber auch nicht das teuerste das es gibt, nachdem es Portionsbeutel sind, ginge aber natürlich mit Dosen und Co. sicherlich billiger. Ich ernähre mich selbst auch mit "Supermarktfutter", also Katz muss das auch das. Und das Futter aus dem Tierfachhandel ist ja auch nicht unbedingt besser. - Und was ist schon besser? Ich achte drauf, dass kein Zucker drin ist. Und steh auch nicht unbedingt Erbschen und Möhrchen, wie in manchem teuren Futter. Sorry Leute, das klingt natürlich superlecker, aber Katz ist kein Pflanzenfresser. Das Erbschen schadet ihr wohl nicht und wird, wenn es gut in der Soße liegt, mitgefressen, aber es hat keinen Nährwert für die Katze. Ich kann also auf Gans in erfrischendem Apfelgelee oder Lamm mit Babymöhrchen verzichten, denn schließlich ist das nicht mein Mittagessen, sondern das meiner Katze. Die Katze ist aufs Fleischfressen spezialisiert, möglicherweise braucht sie ein bisschen Pflanzenmaterial (geringe Mengen gekochter Reis sollen die Mengen von Getreide in Mäusemägen simulieren - gut, das lasse ich mir noch einreden, und natürlich frisches Gras, das alle Katzen fressen, vermutlich, um den verschluckten Haaren beim Putzen Herr zu werden), aber sicher kein Gericht mit einer Portion "Biokürbis".
Ich habe bei vielen Katzenfuttersorten leider das Gefühl, dass man versucht, möglichst so klingen, dass der menschliche Besitzer das gerne essen würde. Aber eine Katze ist nun mal kein Mensch, daher funktioniert auch das mit den vertauschten Rollen nicht. Wenn ich eine Katze wäre, würde ich auch Gelüste nach ganz anderen Dingen als als Mensch haben. Dann wäre ein Vogel draußen auch wahnsinnig spannend und eine neue Folge meiner Lieblingsserie einmal nichts. (Und nein, ich finde einen Spatz auf meiner Terrasse nichts, wo ich ein zweites Mal hinschaue, aber die Katz!!! Und sie versteht mich auch nicht ... wie kann man nur auf diese Flimmerkiste starren, wenn man auch spielen kann! Spielen!!! Spiel gefälligst mit mir *anstubs* - he, spielen *Pfotenstups* und *spielerisch beiß* - was, Auflösung vom Krimi? Ach was, spielen! *lol*)
Sie wird immer viel gestreichelt und täglich gebürstet (allerdings mit einer Bürste für Menschen, die Katzenbürste mag sie nicht, was ich ihr nicht verübeln kann, weil das so richtig fiese Drahtborsten sind - mit der anderen Bürste lässt sie mich aber sogar an den Bauch und es bleibt auch einiges hängen) und ein kleines Spielchen mit der Katzenangel ist auch drin. Sie hat ihre eigene Decke auf dem Sofa (die sie gerne nutzt, eine Zeitung ist aber auch toll), eine Heizungsliege, einen Kratzbaum und eine Katzenhöhle, wobei sie mitunter eben Sachen, die nicht für sie gedacht sind, lieber hat. Die Fußmatte ist komischerweise besser als die Kratzmatte und am Drucker sitzt sie lieber als am mehrstöckigen Kratzbaum.
Aber es gibt einige Dinge, wo ich nicht dem entspreche, was vor allem im Internet bei den Ratschlägen gefordert wird:
- Ich habe eine Katzentoilette, für eine Katze. Nicht zwei oder mehr. Das Klo wird täglich mindestens zwei Mal ausgeräumt, einmal die Woche wird das Streu komplett gewechselt. Ich gebe übrigens sehr viel Streu ins Klo (4-5 Liter), weil ich bemerkt habe, dass die Katz das lieber hat, weniger am Boden klebt und es halt auch am Ende noch so ist, dass ich selbst das als zumutbar empfinde. (Mit weniger habe ich mir gedacht: "Alle Achtung, brave Katz, ich hätte längst daneben gepinkelt!"). Ich würde aber niemanden angehen, der sparsamer mit dem Streu, das ja auch nicht ganz billig ist, umgeht. Ich mache das eben so. Und das genau finde ich auch wichtig im Diolog unter Menschen, auch Katzenhaltern: Nur weil sich eine Sache bei einem selbst bewährt hat, heißt das nicht, dass alle dem Beispiel folgen müssen. Es gibt unendlich viele Arten, die Wäsche zu waschen, den Geschirrspüler einzuräumen, die Kinder zu erziehen ... und es gibt letztendlich keine absolute Wahrheit außer der, dass es Streit gibt, wenn ein Außenstehender sich in ein funktionierendes System einmischt.
Allerdings ist mir bewusst, dass manche Katzenfreunde mindestens zwei Toiletten für eine Katze fordern. Und wenn ich dann denke, dass mehrköpfige Familien normal auch nur eine Toilette haben, dann frag ich mich auch ... Und lieber haben heißt ja nicht unbedingt, dass es unbedingt nötig ist.
Ich spreche übrigens von einer gesunden, erwachsenen Katze. Mit einer Katze im vermutlich letzten Lebensmonat muss man natürlich anders umgehen, darf ihr z.B. keine weiten Wege zur Toilette zumuten, aber so ...
Das Gewicht der Fäkalien würde ich auch nicht kontrollieren. Aber man merkt schon, wenn die Katze Durchfall hat. Bei einer erwachsenen, ansonsten gesunden Katze würde ich aber nicht gleich zum Tierarzt rennen - ich renne ja auch nicht gleich zum Arzt deswegen. Der erste Schritt wäre die Streichung von Leckerlies und eventuell auch ein Futterwechsel. Ich hatte aber Sorge, dass meine Katze nicht genug Flüssigkeit aufnimmt, weil ich sie nie trinken sehe. Da war ich schon beruhigt, dass mehrere Klumpen täglich im Kistl sind. Abtasten würde ich auch nicht. Das ist Sache eines Tierarztes. Irgendwelche Erkenntnisse aus einmal Wochenendkurs richten womöglich mehr Schaden als Nutzen an.
- gesicherter Freigang. Das ist so ein Punkt. Das habe ich schon mehrfach bei Tierschutzorganisationen gelesen, dass sie nur dahin vermitteln. Um einen Garten wirklich katzensicher zu machen, dürfte eine Investition in vierstelliger Summe fällig sein. Und ja, ich bin ernsthaft überzeugt, weil ich einige Renovierungsarbeiten etc. miterlebt habe und weiß, wie selbst kleinere Arbeiten zu Buche schlagen. So eine Katzensicherung könnte sogar mehr als niedrig-vierstellig werden. Da reicht kein Zaun, die können hoch springen, verdammt gut klettern und man kann sich oft nur wundern, durch welche schmalen Lücken sich selbst moppelige Katzen zwängen können. Mal abgesehen davon, ob man selbst gerne als Gartenbesitzer in einem Katzenkäfig sitzen möchte ...? Meiner Ansicht nach lässt man die Katze entweder drinnen, sichert ihr halt einen Balkon oder lässt sie ganz raus, wenn die Gegend halbwegs sicher ist. (Nachdem die Katze kastriert und geimpft wurde, das Flohmittel hat man am besten schon für den Einsatz bereit ...) Den gesicherten Freigang, das halte ich für eine Sache, die normalverdienende Privatpersonen kaum bewerkstelligen können. Das lohnt sich für ein Tierheim oder so, wo ganz viele Katzen in den Genuss kommen oder einen Zoo mit Wildkatzen, aber für einen normalen Haushalt mit 1-3 Katzen bin ich da skeptisch.
- katzensicheres zu Hause: Meine Katze hat geeignetes Spielzeug und ich spiele zusammen mit ihr damit. Allerdings lebt sie zusammen mit mir in einem Haushalt. Ich kann ihr natürlich Sachen wegnehmen, die nicht geeignet für sie zum Spielen sind und Dinge sicher verstauen, von denen ich schon weiß, dass sie die besonders liebt und die möglicherweise gefährlich sind: Aber ich kann nicht alle Büroklammern und Haargummis und vor allem nicht die unzähligen anderen Kleinigkeiten, an die kein Mensch denkt vorsorglich einschließen, weil die Katze diese möglicherweise wegklauen und verschlucken könnte. Und bevor mir jetzt jemand mit Babys kommt: Ein Baby ist erst mal sehr unselbständig und muss unter dauernder Aufsicht sein. (Dafür gibt es auch Karenzzeit usw.) Eine Katze kann überall rauf (auch in mehreren Metern Höhe) und überall ran und sie ist auch sehr schnell erwachsen und braucht dann keine ständige Aufsicht. Man bemüht sich, aber es geht halt oft nicht, dass man wirklich alles wegräumt. Nicht, wenn man da wirklich wohnt.
- Ich habe z.B. einmal ein Video von meiner Katze auf Facebook gepostet, wie sie mit einem Zuckerpäckchen spielt (so was, wie man im Kaffeehaus bekommt), wo ich nicht genau wusste, wie sie sich das geholt hat. Da hieß es dann auch gleich, ich müsste das unterbinden (?!?), das nächste Mal ist es dann gefährlich und und und ... Tja. Also meine Katze weiß, dass sie nicht auf Tische darf. Sie angelt sich aber manchmal was runter. Und? Was soll man machen? Also wenn sie das neben mir macht, sage ich "nein" und sie hört damit auf und zischt ab. (Eine echte Traumkatze! Ich würde mich gerne rühmen, ihr das beigebracht zu haben, aber sie kannte das von Anfang an - ich hab sie aus dem Tierheim und hab erst mal Bauklötze gestaunt, dass sie "nein" versteht!) Aber so ... sie geht nachts im Haus rum und macht da, was ihr eben einfällt und kleine Gegenstände von Tischen zu holen ist so ungefähr das Minimum, das weltbravste Katz halt so macht ... Ich kann sie ja schlecht auf die Militärakademie schicken, damit sie noch mehr Disziplin lernt.
- Ach ja, ich habe eine Katze. Obwohl man neuerdings im Internet es als grausam empfindet, Katzen einzeln zu halten. Die sind ja so soziale Tiere. Mir hat das gefallen, ich habe mir also viel Katzenzeug gleich mal doppelt angeschafft. Zwei Futternäpfe, zwei Wasserschüsseln, zwei Transportkörbe, zwei Katzenbettchen. Ich war Feuer und Flamme, mir zwei wunderbare Katzenfreunde ins Haus zu holen. Schließlich habe ich ja Platz, Liebe und Zeit für zwei und da würde ich doch nicht etwa ein Pärchen auseinander reißen wollen. Im Tierheim gab es dann die Ernüchterung: Nein, solche Katzenfreundschaften gibt es derzeit nur unter den ganz scheuen Tieren. (Ich wollte aber schon ein Haustier, keine Katze, die da gestresst davonläuft, wenn sie bloß meinen Schatten sieht und sich dann nachts, wenn ich schlafe, ihr Futter abholt.) Ich habe auch gezielt gefragt: "Und was ist mit den beiden? Die streiten doch nicht!" und dann heiß es: "Nein, sie kämpfen nicht, aber sie gehen einander aus dem Weg. Das ist nichts auf Dauer. Und wenn die jetzt voll gestresst in ein neues zu Hause kommen, dann kämpfen die vermutlich auch miteinander."
Also habe ich jetzt eine Katze. Und ja, ich vertraue im Zweifelsfall lieber dem Rat einer Tierheimmitarbeiterin, die sichtlich Erfahrung hat und auch genau die eine Katze, die dann bei mir eingezogen ist, auch persönlich kennt als irgendeinem Internetgeschreibsel, wo andauernd einer vom anderen abschreibt. Und wenn ich dran denke, wie gut schon der erste Tag mit neuer Katze geklappt hat, kann ich auch keine Beschwerde einreichen ... Meine Katz ist sehr lieb und anhänglich und scheint auch recht ausgeglichen zu sein. Ich werde es mir daher genau überlegen, ob ich ihr wirklich eine zweite Katze vor die Nase setzen will. Für mich selbst brauche ich keine, sie geht mir oft nach, will viel gestreichelt werden ... also zu wenig Katze habe ich sicher nicht um mich. Und sie darf ja auch raus, also wenn sie wirklich Freundschaften unter beliebigen Katzen schließen will und kann ... nun, sie ist eine von vielen in der Nachbarschaft. Ich habe den Gedanken an eine Zweitkatze nicht ganz aufgegeben, aber ich lasse mir auch nicht sagen, dass ich meine Katze quäle, weil ich sie derzeit alleine halte. - Ich glaube, dass Katzenbeziehungen komplex sind. Wie bei den Menschen. Das ist nicht so einfach, dass man wem einen anderen hinknallt und sagt: "Darf ich vorstellen: Dein neuer bester Freund! Ich erwarte, dass ihr ab sofort zusammen spielt, eure Mahlzeiten gemeinsam friedlich einnehmt und bitte helft einander bei der gemeinsamen Körperpflege, weil das ist so süß, das muss ich unbedingt für Facebook filmen!"
Es kann funktionieren, aber es ist halt ein Risiko. Ich war auch zu Gast bei einer Familie mit drei Katzen. Zwei Katzen haben einander dauernd angegrollt. Die hatten auch eine Katzenpsychologin. Die hat nur geraten, sich dann dazwischen zu stellen.
Ernsthaft? Also die weiß schon, dass Katzen so in etwa 18 Jahre alt werden können? Also die waren beide erwachsen, also gehen wir mal von 10 Jahren aus ... und sich da immer zwischen grollende Katzen zu stellen? Mit keiner Lösung in Sicht? - Also für mich wäre das ein echter Alptraum. Und auch für die Katzen ... die sind doch sicher dauergestresst!
Wie gesagt, ich werde mir das mit der zweiten Katze sehr genau überlegen. Von einem Dogma a la: "Katzen MÜSSEN einen Spielgefährten haben" lasse ich mich aber nicht zwingen. Wenn es so einfach wäre: Meine Katze hatte genug Gelegenheit, im Tierheim Freundschaft mit einer anderen Katze zu schließen. Hat sie aber nicht gemacht. Nachdem sie so toll ist, hätte ich vermutlich so gut wie jeden kätzischen Freund auch mitgenommen. Ich hätte sogar einen anderen Pärchen dem Vorzug gegeben. War aber keines da, das in Frage gekommen wäre.
So what? Ich finde Ratschläge sinnvoll, aber es kann nicht sein, dass man damit Katzenhalter, wo es dem Tier grundsätzlich gut geht, als Unmenschen dastehen lässt. Umgekehrt habe ich es auch erlebt, dass Leute so getan haben, als hätte ich damit, dass ich eine Katze (und nicht mal ne Babykatze, eine richtig große Katze!) aus dem Tierheim geholt habe, mal eben so die Welt gerettet habe. Sorry Leute, ich es war wirklich nicht meine Absicht, die Welt retten. Ich wollte bloß ein liebes Haustier.
Vielleicht sollten wir wieder ein bisschen lockerer mit dem Thema umgehen. Derzeit habe ich das Gefühl, als liege Aufopferung für die Katze ganz hoch im Kurs ... Sich zu informieren und verschiedene Meinungen einzuholen ist immer gut, aber es gibt mehr als einen Weg. Und nein, wir sind auch nicht dazu da, um uns für unsere Katzen aufzuopfern. Wir geben ihnen was und erhalten dafür was zurück (z.B. ein herrliches Schnurren). Unter Freunden fragt man sich doch auch nicht, ob man in jeder Sekunde alles richtig macht.