Irgendwie finde ich die "Nutztier"haltung und das "nicht artgerechte leben des Menschen" ein wenig vom Thema entfernt, nichts für ungut.
naja, das thema freigang oder nicht ist ja in diesem forum und in anderen vergleichbaren foren ein bissi abgelutscht, da kann es nicht schaden, es auch einmal von etwas anderen blickwinkeln zu beleuchten, finde ich
und das leben des menschen hat sehr viel mit dem leben der katzen zu tun.
bei der katzenhaltung generell und bei der freigangsfrage im speziellen spielen zwei parteien mit: der mensch und die katze.
mensch und katze kamen zusammen, als der mensch sein artgerechtes leben aufgab, um sich der produktion von mäusen und ratten zu widmen (sprich, der landwirtschaft).
die katze verzichtete auf ihre artgerechte freiheit, um bessere futterquellen und ein maß an sicherheit vor verfolgung durch ihre natürlichen feinde zu bekommen.
bezahlen musste sie dafür durch den verlust ihrer unabhängigkeit und sie musste auch in kauf nehmen, dass der mensch die rolle der natürlichen feinde in der eindämmung des katzennachwuchses übernahm.
diese "nutzkatzen" sind aber mittlerweile vermutlich schon die minderheit. mit der industriellen revolution und der verstädterung zog die katze mit dem menschen in die stadt.
dort dient sie ihm zum abbau von zivilisationsstress, und bekommt dafür futter, medizinische betreuung, ein warmens zuhause und muss dafür im gegenzug auf einen teil ihrer freiheit und ihres artgerechten lebens verzichten.
wie groß dieser teil sein darf und soll, auf den die katze verzichten muss, ist bekanntlich sehr umstritten.
der mensch trifft, beeinflußt durch gewohnheit und aufzucht, und durch die vorhandenen möglichkeiten, seine eigenen entscheidungen für sein leben, aber auch für das seiner katzen.
nun gibt es sehr verschiedene menschen, und auch sehr verschiedene katzen.
für einen ist sicherheit alles, und ein langes, gesundes leben rechtfertigt den verzicht auf abwechslung und abenteuer.
andere wollen ihrer katze das bieten, was die katze ihrer meinung nach lieber hätte - frei herumstreunen, jagen etc.
die katze kann man nicht fragen, welche entscheidung sie im vollbesitz der tatsachen treffen würde - ein langweiligeres leben in sicherheit, höchstwahrscheinlich dafür länger, oder ein intensives leben mit freigang, dafür höchstwahrscheinlich um einiges kürzer, mit hohem risiko auf grausliche verletzungen und einen gewaltsamen tod.
da katzen aber sehr unterschiedlich sind, würden sich vermutlich einige so, andere so entscheiden. das ist aber reine spekulation, da katzen ja eben genau nicht über den augenblick hinaussehen.
sich auf den standpunkt zu stellen, dass katzenhaltung in der wohnung generell tierquälerei ist, finde ich etwas extrem.
in letzter konsequenz würde das bedeuten, dass alle wohnungskatzen an plätze mit freigangsmöglichkeit vergeben oder (da nicht so viele freigangsplätze vorhanden sind) die meisten eingeschläfert werden müssten.
und das, obwohl niemand messen und beurteilen kann, ob wirklich alle oder auch nur die meisten wohnungskatzen unglücklich mit ihrer lebenslage sind.
in einer idealen welt, von der man träumen darf, hätte jede katze eine sichere freigangsmöglichkeit und jeder mensch, der das wünscht, ein häuschen mit garten im grünen.
die welt ist aber bekanntlich nicht ideal. viele menschen müssen mit einer wohnung vorlieb nehmen, und eben auch viele katzen.
viele dieser wohnungen befinden sich auch in lagen, wo freigang für katzen weder attraktiv noch vertretbar wäre.
ist es nun sträflicher egoismus, katzen in wohnungen zu halten?
angesichts der vollen tierheime und der mangelnden alternativen wohl eher nicht. natürlich sollte man sich schon bemühen, die wohnung für die katzen interessant zu machen und ihnen beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten.
ist es andererseits mord, katzen ungesicherten freigang zu geben?
wohl auch nicht. zumindest sofern die bedingungen in der gegend so sind, dass die wahrscheinlichkeit eines grauslichen endes der katze vertretbar niedrig ist.