Also ich bin hier wahrscheinlich eine der wenigen, die noch immer die "veraltete" Meinung "alteingesessener" Tierärzte unterstützt! Alleine aus meinen Beobachtungen von diversen Katzen in meinem Umfeld (Bauernhofkatzen, die Katze meiner Mutter, Katzen von meinen Freundinnen) muss ich sagen, dass es nur von der Katze selbst abhängt.
Natürlich behaupte ich nicht, dass es für kleine Kätzchen optimal ist alleine gehalten zu werden, doch wenn der Besitzer genügend Zeit aufbringen kann (nicht 10 Stunden arbeiten und dann noch auf "Gaude" gehen und im Endeffekt eine halbe Stunde bis Stunde pro Tag Zeit für die Katze aufbringen) definitiv nicht, NICHT artgerecht ist.
Nur als kleines Beispiel, weil ja als Argument immer gebracht wird "in südlichen Ländern schließen sich die Katzen zu Gruppen zusammen" - und warum? Weil dort die Nahrungsbeschaffung einfach in Gruppen leichter fällt als alleine, weil die Resourcen nicht in diesem Ausmaß vorhanden sind wie bei uns und die jungen von den älteren lernen, wo es die besten Schmankerl zu holen gibt. Beobachtet man z.B. diverse Bauernhofkatzen verbringen diese meist nur die Zeit bei der Fütterung zusammen und gehen dann getrennte Wege, sie leben nicht miteinander sondern nebeneinander. Prinzipiell sind Katzen in Österreich nur dann auf den Kontakt mit Artgenossen aus, wenn sie
1. noch sehr klein sind und jemanden zum Spielen brauchen
2. wenn sie zu früh von der Mutter getrennt wurden
3. wenn sie rollig werden oder
4. wenn es einfach ihr Charakter verlangt.
Mein TA hat es mir ebenfalls bestätigt, dass Katzen in Österreich prinzipiell Einzelgänger sind. Ein weiteres Beispiel wäre die Katze meiner Mutter. Zig male haben wir versucht eine zweite Katze in die Familie zu integrieren (wohnen am Land da laufen haufenweise Streuner rum, die um Futter und ein gutes Plätzchen betteln), doch ging es jedesmal voll in die Hose (und nein, wir haben nicht nach dem ersten Versuch aufgegeben, sondern es über Wochen weg versucht - schlussendlich mussten wir für die "Zweitkatzen" ein anderes Plätzchen als bei uns finden). Unsere Katze war zwei Jahre eine Streunerkatze und verbrachte diese Zeit (abgesehen von der Zeit in der sie rollig war) alleine. Mit zwei Kätzchen landete sie schließlich auf der Ranch meines Onkels, der die Kitten über Winter zu sich in die Wohnung nahm, da sie aber von klein auf Freigänger waren wurden sie im Sommer wieder mit auf die Ranch genommen, hat aber nicht lange gedauert und der Kater hat seine Schwester verjagt (ja liebe Tierschutzvereine, so etwas gibt es auch in der Katzenwelt, dass sich Geschwister nicht immer innig lieben!).
Das Muttertier kam zu uns und keine weitere Katze wurde geduldet. Es war schon zu viel, wenn nur mal ein Streuner sich auf unser Grundstück "verirrte". Da wurde gefaucht, geschlagen und der "Eindringling" so schnell wie möglich in die Flucht geschlagen und wenn sie einmal nicht direkt vor Ort war, wurde der anderen Katze vom Balkon aus mitgeteilt, dass sie nicht erwünscht ist.
Grundsätzlich ist es ja eh jedem selbst überlassen, wie viele Katzen er sich anschaffen will, aber ich bin der Meinung (entgegengesetzt derer der Tierschutzvereine), dass eine Einzelhaltung einer Katze (bei genügend Zeit von Seite des Besitzers und auch genügend Bereitschaft, diese Zeit auch für die Katze aufzubringen) nicht, nicht artgerecht wäre. Aber wie schon gesagt, das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Außerdem vermute ich ja (da in Österreich ein fast schon übertriebener Überschuss an Katzen besteht), dass es mitunter ein Grund ist, dass Tierschutzvereine die Katzen prinzipiell nur zu zweit vergeben um wieder Platz für neue Notfälle zu schaffen - ist ja auch schön und gut, nur viele Katzen werden, wie schon bereits von Vorpostern beschrieben, von ihren Artgenossen gemobbt und unterdrückt und daher ihre Ruhe benötigen/wollen, die sie aber in Wohnungshaltung oft nicht bekommen, was definitiv NICHT artgerecht ist!
Fazit: es hängt alleine von der Erstkatze ab, ob es sinnvoll ist, sich eine zweite anzuschaffen oder nicht! Solange sie keine "Anzeichen" gibt, dass ihr etwas/jemand fehlt, sehe ich kein Problem mit der Einzelhaltung (vor allem bei Freigängern, diese holen sich ihre sozialen Kontakte wenn sie sie wollen, nicht weil sie dazu vom Besitzer "genötigt" werden).