Auch wenn es mir als Neuling in diesem Forum wahrscheinlich nicht zusteht, an Stelle einer höflichen Vorstellung einen eigentlich wohl schon "ausdiskutierten" Thread hervorzuzerren, wurde hier einiges gesagt, was ich in dieser Form nicht stehenlassen möchte - weil ich es für potentiell gefährlich halte.
Slappy hat Anklage erhoben gegen die veterinärmedizinisch gebräuchliche Verwendung von Ketalar bzw. Ketanest-S und scheint von Tierärzten abzuraten, die damit arbeiten: Mit Verlaub, das ist Unfug.
Slappy, da ich in Deinen anderen Beiträgen gelesen habe, daß Dir das Wohlbefinden Deines 14jähigen Katers wirklich ein Anliegen ist, möchte ich Dich bitten, dies nicht als persönlichen Angriff zu werten, sondern meine Argumente zu bedenken: Dein Kater ist ein "alter Herr", und so ist gerade bei ihm Ketalar/Ketanest-S als Mittel der Wahl für die Einleitung einer Narkose zu betrachten.
Alle Narkotika sind kardiodepressiv. "Keta" ist das Narkotikum, das die Herzleistung am wenigsten einschränkt. Im Gegensatz zu den übrigen Mitteln senkt es den Blutdruck nicht in vital bedrohliche Bereiche.
Narkotika bewirken darüber hinaus eine massive Atemdepression und zwar bis zum Atemstillstand - was übrigens auch für hochdosierte Opiate und Hypnotika/Sedativa gilt. Unter "Keta" hingegen bleibt so gut wie immer eine suffiziente Spontanatmung erhalten. Zusätzlich löst das Medikament Spasmen der Atemwege.
Und schließlich ist "Keta" jenes Narkotikum, das die sogenannten "Schutzreflexe", die verhindern, daß wir Speichel oder auch Erbrochenes in unsere Lungen rinnen lassen, nicht lahmlegt.
Zusammengefaßt: Es gibt keine Substanz von vergleichbarer Sicherheit.
Als ich selbst einmal meinen damals ebenfalls 14jährigen Kater, der schwer krank war, für Eingriffe in Narkose zum Tierarzt brachte, habe ich mich sehr wohl danach erkundigt, in welcher Form diese durchgeführt werden sollte, und ich war sehr erleichtert, daß eine Keta-Narkose stattfinden würde: Sie war der beste Garant dafür, daß ich mein todkrankes Tier lebendig wiedersehen würde.
Ne Katze kannst du nur narkotisiert operieren. Du kannst dir höchstens einen TA suchen, der mit einem anderen Narkosemitteln als mit Ketamin arbeitet. Und die gibt es. Kannst sie dann ja fragen, warum sie nicht mit Ketamin arbeiten. Die Antwort würde mich interessieren.
Hier wäre eine mögliche Antwort: Ein Eingriff bei einem kardial gesunden Tier, der eine Muskelrelaxierung erfordert.
Es ist völlig schnurz, ob mir das Ketamin ein Arzt im Krankenhaus verabreicht oder ich mir selbst auf einer Party. Die Substanz ist so oder so im Körper und im Gehirn.
Mir sträubt sich das Fell. Verzeih, Slappy, aber ich bezweifle, daß Dir auf einer Party Wissen, Fähigkeiten und Möglichkeiten eines Facharztes in einem klinischen Setting zur Verfügung stehen.
Wer LSD als Freizeitdroge ablehnt wird auch nicht zu einem Therapeuten gehen oder gar sein Kind hinschicken, wenn der mit LSD arbeitet. Versteht mich bald einer? Sonst geb ichs auf.
Du meinst wirklich, daß es identisch wäre, sich am Karlsplatz einen Heroinschuß setzen zu lassen oder bei einer Operation Fentanyl injiziert zu bekommen? Weil beides Morphiumderivate und beides intravenös? Hier irrst Du.
Auch würde ich LSD nicht mit Keta gleichsetzen wollen: Keta kann ein bißchen mehr.
Hier wurde in einem der Beiträge angesprochen, daß die halluzinogene Wirkung von Keta dosisabhängig wäre; das ist richtig. In sehr niedriger Dosierung verstärkt es die Wirkung anderer Analgetika und verbessert die Stimmung (Halluzinationen treten hier nie auf), in etwas höherer Dosierung ist es selbst ein potentes Analgetikum, hier können aber auch Halluzinationen auftreten, in noch höherer Dosierung wirkt es narkotisch (ohne Halluzinationen), und selbst bei beträchtlicher Überdosierung wird es nicht lebensbedrohend, man "schläft" dann nur länger.
Die Symptome, die Du bei Deinem Kater beschrieben hast, sprechen für eine abklingende Keta-Narkose; wie er sich dabei gefühlt hat, kann er Dir natürlich nicht erzählen. Menschen sind in dieser Phase sehr oft euphorisch.
Du hast großen Wert auf die Unterscheidung Ketalar (Handelsname von Ketamin) und Ketanest-S (Handelsname von S-Ketamin) gelegt. Es ist richtig, daß die sogenannten "unerwünschten anderen Wirkungen", wie beispielsweise vermehrter Speichelfluß, bei Ketanest-S in geringerem Ausmaß auftreten. Allerdings sind die Unterschiede bezüglich halluzinogener Potenz und reduzierter Wirkdosis wohl nicht ganz so groß, wie die vertreibende Pharmafirma es gerne darstellt.
Ein "bad trip" ist durch andere Faktoren - gut! - beeinflußbar.
Wenn man Tieren Drogen in einem medizinischen Rahmen verarbreicht ist es legitim. Macht es ein Soziopath, ist es Tierquälerei. Macht es für das Tier einen Unterschied?
Ich denke doch. Wenn mir jemand nach allen Regeln der Kunst ein Bein amputiert, weil ich sonst sterbe, bewerte ich das anders, als wenn ein Junkie im Vollrausch eine Axt in meinem - bis dahin gesunden - Oberschenkel versenkt. Oder siehst Du das anders?
Sedativa und Hypnotika von mir aus (im medizinischen Rahmen, wenn es notwendig ist), Ketamin eher nein. Was ist daran so schwer zu verstehen?
Würdest Du Dich unter "Sedativa und Hypnotika" operieren lassen? Ich nicht.
Es gibt Alternativen zu Ketamin, also war das nicht wirklich notwendig. Aber auch das habe ich schon erwähnt.
Ohne Zweifel gibt es diese alternativen Möglichkeiten. Kennst Du sie? Mit ihren Vorzügen und vor allem auch Nachteilen?
Mich wundert überhaupt, dass es immer einen riesen Aufschrei gibt, wenn das eigene Kind oder sonstjemand illegale Drogen konsumiert, aber wenn die Katze Ketamin kriegt sieht keiner ein Problem?
Ist Dir bewußt, daß Keta nicht nur in der Veterinär-, sondern auch in der Humanmedizin eingesetzt wird? Und daß es hier gerade in kritischen Situationen *Goldstandard* ist?
mfG
Graukatze