Eigentlich ist es mühsam, das Thema ständig neu durchzukauen, aber nachdem ich persönlich angesprochen wurde, tue ich gerne das kund, was viele bereits wissen, andere nicht wissen oder verstehen wollen.
Grundsätzlich gilt: Gäbe es keine Züchter, gäbe es keine Rassen!
Viele Leute stellen sich
seriöse Katzenzucht sehr, sehr einfach vor und ich muss immer müde schmunzeln, wenn mich Unwissende fragen: „Machst du das nebenberuflich?“ oder „Na, da verdienst dir eh was dazu, oder?“
Leider habe ich oft einfach nicht mehr die Lust und Laune, ihnen sämtliche Punkte aufzuzählen, was denn Katzenzucht so kostspielig macht und somit widerlegt wird, dass unterm Strich ein Gewinn zu erwarten ist.
Nach zig Aufklärungen wird man irgendwann zugegebenermaßen etwas wortfaul bzw. müde und am besten wäre, man schriebe einfach alles zusammen (so wie ich das jetzt einmalig tue - ist ja ein langweiliger Abend heute
), um es den Unwissenden einfach bewusst zu machen (wenn's fruchtet, ist's gut, wenn nicht, kann ich auch nicht helfen).
Ich rate den Skeptikern eigentlich nur noch, dass jeder, der nicht glauben kann, dass Katzenzucht enorm viel Geld kostet, wenn sie SERIÖS und den Tieren gegenüber nicht ausbeutend in Form einer MASSENZUCHT betrieben wird, es doch selbst versuchen soll.
Das beste Beispiel sind jene Züchter, die nach dem ersten Wurf draufkommen, dass Zucht enorm viel Geld kostet. Diese werfen meistens schon recht früh das Handtuch und so schnell wie sie gekommen, verschwinden sie auch gleich wieder.
Ich glaube, manche Dinge muss man einfach selbst erleben, um sie zu verstehen – so auch die Katzenzucht.
Trotzdem möchte ich nun versuchen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Folgende Punkte sind individuell an jeden Züchter anpassungsfähig, allerdings bin ich davon überzeugt, dass den meisten Züchtern im Laufe der Zeit gar nicht mehr bewusst ist, welche laufenden Kosten sie tatsächlich haben (man gewöhnt sich an alles
)
Tatsächlich vergisst man im Laufe der Zeit, was dieses einerseits tolle Hobby denn wirklich kostet und nach meinem A-Wurf, der mir sehr viel Sorgen bereitet und Geld gekostet hat, habe ich wirklich aufgehört, TA-Rechnungen zu addieren und mir meinen Verlust auszurechnen…
Doch will ich gleich ganz vom Anfang an beginnen, um nicht zu weit vorzugreifen und punktartig einen Überblick über meine „Anfänge“ verschaffen:
- Kauf Zuchttiere (nicht zeitgleich), 3 Kätzinnen (1 aus dem Ausland, 2 weitere aus angrenzenden Bundesländern -> Fahrtkosten) -> zuchtuntauglich (Wesen, Krankheiten), TA-Kosten für Folgebehandlungen und Kastration, Abgabe um Kastrationskosten (Abgabe, um Stress i. potenter Gruppe zu reduzieren – kompliziertes Wesen; Krankheit, welche durch Stress verschlimmert würde), Zuchtkatzenpreis je 1000 €, 1 Katze davon beschaffte mir weitere 500 € TA-Kosten
- 1. Wurf -> Darmvirus, extreme Durchfallprobleme, ständige Gabe von AB, Erwachsenen angesteckt, AB für mind. 10 Tage für ALLE Katzen im Bestand (damals 6), nach 2 Wochen Rückfall, wieder alle Tiere behandelt, 3x Kot nach Deutschland (Freiburg) geschickt, weil dort Spezialist für Parasitologie (Parasiten, Bakterien abklären -> negativ), warum D?, weil kein Vertrauen mehr zur VetMed nach zwei dubiosen Befunden;
1 Kitten aus dem Wurf hatte Zwerchfellhernie (2x Ultraschall+Röntgen beim Spezialisten)-> Kitten an liebe Leute verschenkt (wurde bereits erfolgreich operiert und es geht ihr prächtig), Mutter des Wurfes hatte nach 10 Wochen eine Darminvagination -> Notdienst TK Strebersdorf am Wochenende (300€) inkl. Fehldiagnose (toll), Katze wäre fast daran gestorben, Sonntag nach Hollabrunn in die Tierklinik: Kostenpunkt 1250 €
- 2. Wurf -> fast unkompliziert, auch diese Mutterkatze Darminvagination (übrigens hege ich den Verdacht, dass daran ein ganz bestimmtes Futter namens R.... C.... Schuld war-> Kostenpunkt „kulanterweise nur noch“ 1100 €, da zum 2. Mal in kurzer Zeit (Tierklinik Hollabrunn)
- 3. Wurf -> ein Kitten nicht lebensfähig -> einschläfern (nicht, dass ich jammern möchte, aber
das ist auch nicht lustig, gehört aber dazu …)
- 4. Wurf -> 1 Flachbrustkitten, täglich alle 5 Stunden mit hochkalorischer Nahrung (schweineteuer) zugefüttert, sonst hätte es vielleicht nicht überlebt, weil zu schwach zum Trinken, Gott sei Dank hat es sich gelohnt und der Defekt hat sich ausgewachsen und ist heute nicht mehr sichtbar.
Sonstige Kosten, die beim seriösen Züchter „normal“ sind und den meisten Züchtern sehr gut bekannt sind:
- Einkauf der Zuchttiere (Preis ab 1200 € aufwärts, sämtliche Extrawürschteln und zusätzliche Tests lassen sich einige Züchter extra bezahlen) -> Zuchttiere vom Ausland (Anfahrtskosten, Flugkosten, Telefonkosten ins Ausland, Übernachtungskosten im Hotel) -> nach Ankunft des Neuankömmlings wird zur Sicherheit des eigenen Bestandes erstmal der Kot bzw. das Blut (ev. Gentest) im Labor untersucht, erst dann wird der Neue in den gesunden Bestand gelassen -> Warum aus dem Ausland? -> um bestimmte, persönliche Zuchtziele (Inzuchtwert, Erreichen genetischer Linienvielfalt, Kombination bestimmter Linien o. ä.), die zugunsten der Rasse sind, zu erfüllen
- sämtliche Untersuchungen wie HCM, PKD (jährlich) sowie PL und HD (einmalig) sind ein Muss für den seriösen Züchter, bevor er mit einem Tier (das selbstverständlich negativ auf FelV und Fiv getestet wurde) züchtet -> fällt das Tier durch, schaut der Züchter durch die Finger und hat dann ein ziemlich „teures Liebhabertier“ zu Hause, welches noch nicht mal einen Wurf gezeugt oder bekommen hat.
- Zuchtuntauglichkeit aufgrund schlechter Charaktereigenschaften, die dominant an den Nachwuchs weitergegeben werden; Wehenschwäche oder Milchmangel der Kätzin (Verdacht auf erbliche Komponente)
- Deckgebühren, wenn kein eigener Kater oder man sich eine Nachzucht aus fremder Linie behalten möchte (500 € aufwärts -> Bluttests, ev. zusätzl. Impfungen, wenn vom Deckkaterhalter erwünscht)
-
Thema Mehrkatzenhaushalt: ein Otto-Normal-Katzenhalter hat in der Regel nicht mehr als 3-4 Liebhabertiere (und das ist schon viel), während der Züchter, um in seinem Zuchtprogramm weiterzukommen, nicht drum herum kommt, sich Nachzuchten zu behalten -> mehr Tiere, mehr Risiko auf Krankheiten, mehr Ausgaben für hochwertiges Futter (bei 5 Tieren etwa 200€ monatlich), Streu, jährliche Impfungen (zum Schutz der eigenen Tiere wird man womöglich noch Extra-Impfungen wie Leukose oder Chlamydien dazunehmen – hier ist die Palette an nötigen Impfungen unterschiedlich lang, da es von den Lebensumständen der Zuchttiere (Freigehege, Ausstellungen) abhängt)
- Fortbildung in Sachen Genetik – unser Verein bietet in regelmäßigen Abständen kostenpflichtige Genetikseminare an, welche natürlich dem Züchter bzw. in weiterer Folge der Rasse dienlich sind
Aufwendungen für Kitten bzw. Aufzuchtskosten werden oft unterschätzt
- Babys werden mit Spezialnahrung angefüttert (z.B. 3-4 Hippgläschen am Tag, Aufzuchtsmilch, Rohfleisch, Supplemente)
- später Kittennassfutter und Trockenfutter
- Katzenstreuverbrauch steigt rapide an (wird oft unterschätzt!)
- Kittenlaufstall und Wurfbox (=einmalige Anschaffung), Utensilien für Geburt (Waage, Homöopathische Hausapotheke, Fachliteratur, Nabelschnurschere, Unmenge an Tüchern für Geburten, usw.)
- Kittenspielzeug (wird oft erneuert)
- Möbeln und Tapeten zerkratzt, Vorhänge? – was ist das?
- wer Kitten hat, hat auch Schmutz, der täglich beseitigt werden muss (Kitten fressen wie Ferkel, steigen in die eigene Sch… und gehen dann auf den Möbeln spazieren…hmm) -> Putzfrau ist eine Überlegung wert
- Impfungen, Entwurmungen, Chip, ev. zusätzliche Bluttests für Kitten
- Frühkastration
- manche Jungtiere bleiben oft länger im Züchterhaushalt – noch nicht den richtigen Platz gefunden -> dadurch gewinnen sie bei den Liebhabern nicht gerade an „Marktwert“, obwohl sie Mehrkosten verursachen -> oft zum Schluss billiger, weil für den Liebhabern mit ev. schon 5-6 Monaten zu alt
Unvorhergesehenes, welches immer überraschend geschieht und wofür der Züchter immer einen Notgroschen parat haben sollte:
- Komplikationen während und nach der Schwangerschaft (Kaiserschnitt, Gebärmutterdrehung -> Tod der Kitten und im schlimmsten Fall der Mutterkatze, Missbildungen -> auch damit muss der Züchter umgehen lernen)
- weitere Not-Op’s (Darminvagination, Knochenbrüche bei Kitten, Gebärmuttervereiterungen -> alles nicht so selten und schon da gewesen!)
- Katzen-Rückgabe -Garantie bei plötzlich auftretenden „Allergien“ in der Familie (oder zumindest Vermittlung über den Züchter)
Einige der hier aufgezählten Kostenfaktoren mag der Leser womöglich als Peanuts abstempeln.
Doch dabei sollte nicht vergessen werden, dass dies laufende Kosten sind!
Und wie heißt es so schön: es läppert sich, denn Kleinvieh (zB. Vereinsmitgliedschaft, Ausstellungen inkl. Übernachtungen, Stammbäume um lächerliche 20 €, Entwurmungen usw.) macht eben auch Mist und am Ende des Jahres steht man oftmals vor einem ziemlich großen „Misthaufen“.
Als nächstes fragt man sich dann allerdings:
Warum tut sich man sich das alles an, wenn es doch so kostspielig ist?
Die Antwort ist einfach. Genauso wie es Hobbytennisspieler oder –golfer gibt, die ihr Geld und ihr Herzblut in ihr Hobby stecken, gibt es eben auch ein paar wenige seriöse Züchter, welche mit Herz und Seele versuchen, eine Katzenrasse zu erhalten bzw. zu verbessern oder aber auch das wieder gut zu machen, das oberflächliche „Züchter“ (ja, auch unter den Vereinszüchtern sind genügend schwarze Schafe unterwegs!) im Laufe der Zeit kaputt gemacht haben.
Alle Kosten, alle Tränen und Sorgen sind vergessen, wenn man einem Liebhaber, der einem Vertrauen schenkt, ein mit viel Liebe und Aufwand aufgezogenes Kätzchen in die Hände gibt und ihm die größte Freude seines Lebens macht.